Um die Jahrtausendwende herum begann ich fotografierte Realität haptisch zu verändern. Um das sichtbar zu machen, was unter der Oberfläche schlummert, brodelt, steckt, mich zum inneren Kern vorzuarbeiten, dem Hurrikan ins Auge zu schauen.
Dafür setze ich meine kompositive Virtuosität ein als Instrument zur Realisierung ausdrucksvoller Solitäre, die immer ein Drahtseilakt sind zwischen Höllensturz und Himmelfahrt, und tauche ein in das Thema.
Meine Konzentration beim Erschaffen dabei so absolut, als wolle ich meinen Lebensstern verglühen:
Ich verlasse die heilige Realität der Fotografie und begebe mich in einen Kompositions-Prozess, bei dem ich mit Schere und Skalpell das perfekte heilige Bild zerstört, vom Sockel schubse, wegschneide was mir überflüssig erscheint, aufklebe was mir wichtig ist, Sichtbares freilege, enthülle, Erinnerung mit Fantasie kombiniere und Formen, Farben, Inhalte in Beziehung setze, die bis dahin nicht oder zumindest anders in Beziehung standen.
Danach zerkratze und schleife ich die glatte Oberfläche, lege darunter neue Farbschichten frei und darüber Materialien des Alltags und plötzlich sieht das bis dahin im Bild festgehaltene Perfekte, sichtbar Offensichtliche völlig anders aus, flimmert unscharf bis 3D über die Bildfläche, erschließt neue Bildebenen und Sichtweisen, läßt vielschichtige Interpretationen zu.
Für mich ist meine Kunst eine meditative Resonanz größter Freude und tiefster Hingabe, die intuitive und unumkehrbare schöpferische Handlungen voraussetzt, ohne dass ich am Anfang weiß, wie am Ende das Ergebnis aussieht.